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  Hughes & Kettner Tubemeister 112   Gitarren-Lautsprecher-Box für 12 Zoll-Chassis
  Bernhard Bornschein - Berlin

 

Im Juli 2013 kaufte ich die erste Hughes & Kettner TM112 - Lautsprecherbox für den 'Tubemeister 18 Head' , der bis dahin mit meinem 'alten' Celestion G12M Greenback 8 Ohm 25 Watt in einem 'Harley Benton G112' Gehäuse betrieben wurde. Einmal, weil mir die Box optisch besser gefällt und um die Produkt- und Sound-Philosophie, über die ich schon einiges gelesen habe, zu haben. Außerdem besteht eine gewisse 'Affinität' für Hughes & Kettner Equipment, da ich bereits seit vielen Jahren den dreikanaligen 'Tubeman' als Gitarren-Vorverstärker und Amp / Mixer-Interface , als auch die berühmte 'Red-Box' als 'DI-Box' für Recording-Zwecken benutze. Die 'TM112' Lautsprecherbox ist mit einem 'Celestion Vintage 30', 12 Zoll, 16 Ohm Lautsprecher bestückt. Der 'Tubemeister 18 Head' Verstärker hat nur eine Anschlußbuchse für Lautsprecher, welche mit 8 - 16 Ohm beschriftet ist, was Fragen aufwirft. Die Sekundär- Wicklung eines Ausgangs-Übertragers sowie die Dimensionierung der Gegenkopplungs-Schaltung kann nur für einen Lastwiderstand dimensioniert sein : Entweder 8 Ohm oder 16 Ohm , damit 'Leistungs-Anpassung' besteht und der Verstärker wie geplant funktioniert. Ein Anruf bei der H&K-Hotline bestätigt die Auslegung für eine 8 Ohm Gesamtlast. Die 'Tubemeister-Line' ist als kleines Stack konzipiert und es werden auch zwei Lautsprecher empfohlen, wodurch eine Gesamt-Impedanz von 8 Ohm vorhanden ist. Die Anschlußplatte der Box ist zu diesem Zweck auch mit zwei Klinkenbuchsen zum parallelen Anschluß ausgestattet. Somit passt alles. Auch wenn aus Platzgründen am TubeMeister 18-Verstärker eine zweite Lautsprecher-Buchse (8 Ohm / 16 Ohm) nicht passt, für einen kleinen Schiebe- oder Kippschalter hätte es wohl gereicht. Allerdings müsste der Ausgangs-Trafo dann auch einen weiteren Ausgang haben.
 
Einen Monat später kam dann die zweite TM 112-Box hinzu, wodurch der kleine 'Tubemeister 18 Head' nun seine Leistung an die parallel geschalteten Lautsprecher optimal abgeben kann. Das kleine ' Stack' ist komplett, welches auch optisch schon etwas hermacht.
 
Der Wirkungsgrad eines 'Vintage 30' Lautsprechers ist mit 100 dB ( 1Watt / 1m ) angegeben, was in der 12 Zoll Klasse Oberkante ist. Ein Greenback G12M-25 erzeugt nach Hersteller-Angaben 98 dB und ein Creamback G12M-65 Chassis 97 dB Schalldruck bei 1 Watt Leistung auf ein Meter Entfernung. Durch die zweite Box erhöht sich der gesamte Schalldruck um theoretisch 3 dB , jetzt also 103 dB , was als doppelt so laut empfunden wird. Ansonsten müsste man die Verstärker-Leistung vervierfachen um auf den gleichen Schalldruck zu kommen. Anstelle eines Verstärkers mit 15 Watt müsste man einen Verstärker mit 60 W Ausgangsleistung haben um das gleiche Ergebnis - 103 dB - mit nur einem Lautsprecher zu erreichen.
 

  Knapp ein Jahr später legte ich mir den 'GrandMeister 36' Verstärker zu, um insgesamt eine bessere Performance durch speicherbares Kanal-Setup und die eingebaute Effekt-Sektion zu haben. Ausserdem sieht der 'Tubemeister 18' etwas zu 'fipsig' oben auf dem Stack aus. Die Optik muss ja schließlich auch stimmen. Drei Jahre lang benutze ich diese Kombination in unserer 'Rock-Cover-Band' jetzt, bis mir nach und nach der Sound nicht mehr gefällt, was ich durch ständiges Verändern des durchaus vielseitigen EQ's im 'Grandmeister 36' nicht wunschgemäß korrigieren kann. Bei Recherchen im 'Netz' zum Celestion 'Vintage 30' finde ich nach und nach Artikel und Rezensionen, in denen ich auch meinen Eindruck wiederfinde. Der 'Vintage 30' wird nach längerer Zeit als 'aufdringlich' empfunden. Er hat eine hohe Präsenz , Lead-Sounds bei Solo's setzen sich gut innerhalb der Band durch, aber 'unten' herum fehlt mir oft etwas, was mich wundert, denn es ist schließlich ein Bassreflex-Gehäuse und keine 'offene' Box. Bei 'härteren' Rock-Sounds vermisse ich den 'gewissen' Druck , es fehlt irgendwie der Punch . . . Bei Clean-Sounds hätte ich gern mehr Bandbreite und Wärme , mehr Durchsichtigkeit. Da ich mit einem anderen Verstärker - ein Blackstar HT20 und meiner Kollektion Tretminen - auch nicht zum gewünschten Ergebnis komme, liegt nichts näher, als andere Lautsprecher zu testen.


Zunächst wird bei der originalen Hughes & Kettner TM 112 - 1 eine Impedanz-Messung durchgeführt :
Das originale Gehäuse mit einem 12 Zoll Celestion Vintage 30 , 16 Ohm , und 60 Watt Belastbarkeit Gewicht : 12,4 kg
29.05.17 : Erstmessung der Impedanzgang : Das sieht doch grundsätzlich gut aus . . .


  Nach der Impedanzmessung wird erstmal die Rückwand abgeschaubt. Oh Ha - ein unbedämptes Gehäuse . . . Das mag ich ja gar nicht. Lautsprecher Gehäuse sollten immer mit Dämpfungs-Material ausgekleidet werden, um stehende Wellen und Resonanzen, welche durch die Rückwärts abgestrahlte und von den Innenwänden reflektierte Schall-Energie erzeugt werden zu bedämpfen. Der Rückwärtig abgestrahlte Schall trifft dann ja wieder auf die Membran und wirkt natürlich auf deren Schwingverhalten ein. Vorbildlich ist der  asymmetrische  Einbau des Chassis bewirkt bereits eine Reduzierung von Resonanzen durch das Gehäuse. Die Platzierung des Chassis genau mittig auf die Schallwand wäre eine ungünstige Bauart . Die Bass-Reflexöffnungen sind zwei d = 60mm Ausschnitte in der 14 mm Schallwand. Das ist die gut und günstig Lösung und passt hier genau , wie die Messung bestätigt. Die Höcker sollten bei einem gut abgestimmten Bassreflex-Gehäuse gleich hoch sein, was hier der Fall ist. ( Zu meiner Überraschung ) Durch die Sperrholz-Bauweise ist das Gehäuse sehr stabil und resonanzarm. 


  Die Seitenwände und die Rückwand werden mit Visaton Dämpfungs-Material ausgekleidet. Es werden zwei Beutel pro Box benötigt.. 
   

Das Bedämpfen der Innenwände hat man sich auch bei dieser Gitarren-Box bei Hughes & Kettner gespart.  Die Kauflaute rechnen mit jedem Cent den sie der Konkurenz vorraus sind.  Solch ein Details wird einfach übergangen - geht ja auch so. Im Gitarren und P.A. - Bereich ist das 'bedämpfen' nicht so üblich - möglicherweise auch egal, denn bei derart hohen Pegeln und Verzerrungen wie sie auf Bühnen nun mal vorhanden sind, ist das Ohr sowieso in Schwierigkeiten. Letztendlich wird mit dieser Lautsprecher / Gehäuse-Kombination ja 'Sound' gemacht und der ist die Summe von allem was man gerade benutzt - und wie man es benutzt. Meine Erfahrungen stammen ja ursprünglich aus dem HiFi-Lautsprecher Bau, wo alles getan wird, damit jedes Lautsprecher-Chassis unter optimalen Bedingungen und in optimaler elektrischer- und akustischer Umgebung arbeitet. Ein bedämpftes Gehäuse klingt nicht so dröhnig, bummsig - sondern etwas 'straffer , direkter' weil es weniger Verfärbungen durch Gehäuse-Resonanzen gibt.  Beim nächsten Öffnen der Boxen werden noch die Lücken mit kleinen Rest-Stücken gedämmt. Die Reflexöffnungen müssen frei bleiben, damit die Luft ungehindert strömen kann. 


Hughes & Kettner TM 112 - Impedanzmessung des bedämpften Gehäuses 

31.05.17 : Die Impedanz der Lautsprecher-Resonanz (rechter Höcker) ist jetzt ca. 10 Ohm geringer, der linke Höcker ist die Resonanz des Bassreflex-Gehäuses und ist etwa 8 Ohm geringer. Genau dazwischen ergibt sich die Tuning-Frequenz des Bassreflex-Gehäuses bei >70 Hz. Der Bereich 700 Hz bis 2000 Hz verläuft jetzt glatter.
Diese kleinen Welligkeiten erzeugen leichte Verfärbungen des Sounds, weil es Resonanzen sind, die im Gesamtsound wirken, aber einem Gitarren-Signal nichts anhaben können. Man macht ja schließlich Sound.
In der HiFi-Szene gilt so etwas als bedenklich . . .
In wie weit sich das bei dieser Gitarren-Box auswirkt, ob also wirklich hörbar ist, wurde nicht getestet. Dazu müsste ich beide Gehäuse hier neben einander haben. Außerdem klingen zwei gleiche Lautsprecher-Chassis ja auch nicht wirklich gleich, sondern bestenfalls ähnlich, da jedes Chassis je nach Material und Fertigungs-Toleranzen auch etwas anders ist und deshalb auch mindestens ein wenig anders klingt.
Jedes Lautsprecher-Chassis ist im Grunde ein individuell schwingendes System, welches sich auch im Laufe der Zeit durch Alterung, also durch das Ermüden des Materials und auch je nach Belastung unterschiedlich auswirkt.
Das sind aber Feinheiten, die auch nur mit einer A / B - Umschaltung wirklich erkannt werden können. Grundsätzlich muss man zum Vergleichen von Lautsprechern immer eine A / B Umschalt-Einrichtung verwenden, weil man sich einen Klang nicht wirklich merken und (wieder) erkennen kann, außer vielleicht grobe Unterschiede. 

Die zweite TM 112 wird folgend genauso Bedämpft und die beiden zusammen eine Weile als Stack weiter betrieben. Der Gesamt Sound-Charakter hat sich durch die Bedämpfung jetzt nicht erkennbar verändert. Man könnte das evtl. in einem A / B - Vergleich der beiden Boxen hören. Der grundsätzliche Sound-Unterschied zwischen zwei Chassis würde einen Eindruck aber sehr Erschweren bis unmöglich machen. Es gibt kaum zwei Caassis, die wirklch gleich sind, da die Material- und Herstellungs-Schwankungen größer sind. 

Die  TM 112 - 1  wurde kurz darauf mit einem neuen Celestion G12M-65 Creamback als 8 Ohm Version (Made in China) ausgestattet und als  umschaltbare  Einzelbox  betrieben.  Eine  deutliche  Sound Änderung  gegenüber dem 'Vintage 30' . 
   

Die  TM 112 - 2  bekam eine Woche später ebenfalls einen neuen Lautsprecher, nämlich einen : Celestion G12M Greenback 8 Ohm 25 Watt aus aktueller Produktion (Made in China) . Diesen 'neuen' Greenback habe ich zuvor natürlich einige Tage zu hause benutzt. Umschaltbar zu meiner Referenz, dem  '97er'  Greenback  im Vergleich.  Das gute 'alte' Stück habe ich jetzt schon seit über 20 Jahren , er ist Made in England und hat wirklich einen tollen Sound. Die Höhen sind bei 'Clean-/ Chrunch' - Sound's einfach brillanter, perlender - mit 'Zerre' voluminös und Fett. Der neue Chinesen- Greenback erscheint dagegen flacher, dünner. Das der erste Eindruck eines 'neuen' Lautsprechers besser mit Vorsicht bzw. Zurückhaltung zu betrachten ist , sei hier noch einmal Erwähnt. Erst mal eine Weile drüber spielen - das Chassis muß erstmal in Bewegung kommen . . . Ansonsten gehöre ich ja nicht unbedingt zu den sog. Vintage Bevorzugern , welche immer das 'alte' Equipment bevorzugen, aber solch ein Vergleich ist wirklich beeindruckend . . . Natürlich klingen ältere Lautsprecher immer anders als gleiche neue. Das Herstellungsverfahren sowie die Materialien und Klebstoffe verändern sich im Laufe der Jahre - gewollt und ungewollt. Im eigentlichen Betrieb des Lautsprechers verändert sich das Material und damit auch der resultierende Sound immer ein wenig (unmerklich) weiter. Material-Alterung und Zersetzung durch die Umgebung. Wärme, Kälte, Feuchtigkeit, Trockenheit, Staub und natürlich auch schmutzige Luft (Nikotin von früher) , in Übungsräumen und den vielen Location's die die Lautsprecher schon 'gerockt' haben ;-) . Alles lagert sich im Laufe der Jahre - wenn auch minimal - besonders auf der Membran ab. Das gesamte 'schwingende' System verändert sich durch Material-Ermüdung - wird 'weicher'. Die anfängliche Steifigkeit von Zentrier-Spinne , Membran und Sicke lässt nach. Das Magnet-Material bzw. das Magnetfeld verändert sich je verwendetem Material ebenfalls. Alnico-Magnete vertragen z.B. keine Kälte. Das Magnetfeld - und damit die Antriebskraft - wird dadurch angeblich schwächer. Neodymium-Magnete, welche ebenfalls leichter als Keramik-Magnete sind, sind angeblich nicht so empfindlich wie Alnico.
Der 'neue' Greenback ist jetzt in Betrieb, damit er erstmal richtig in Bewegung kommt. Später teste ich ihn wieder im Vergleich zu meinem 'alten' Greenback. 

   



  Der Fender ABY-Schalter eignet sich sehr gut zum Umschalten zwischen zwei Lautsprecher Boxen. Nur so ist ein realer Vergleich möglich. Es kann quasi während des Spielens umgeschaltet werden. Blaue LED's zeigen den gerade aktiven Speaker. Mit der A + B - Funktion sind beide Lautsprecher parallel angeschaltet, was eine weitere Sound-Variante ergibt. Bei Röhren Verstärkern ist dies nur eingeschränkt möglich, da durch den Ausgangs-Trafo (ohne Umstecken) nur eine Lastimpedanz möglich ist. Die Last-Impedanz wird Rückwärts auf die Endröhren 'transformiert' , welche eine bestimmte Last- Impedanz erwarten. Eine 'falsche' Last-Anpassung kann den Verstärker instabil machen , ihn in Schwierigkeiten bringen. Schlimmstenfalls kann es zu Spannungs-Überschlägen innerhalb der Endröhren kommen. Im Test-Betrieb bei kleiner Leistung kann man das aber machen, um einfach mal zu hören wie beide Lautsprecher zusammen klingen. 



  TM 112 - 1 : Creamback  raus . . .    Celestiion Heritage G12H-55  rein . . .   
         
     

Der Creamback hatte mir im direkten Vergleich zum neuen G12M Greenback zunächst mal nicht so gut gefallen, er ist aufdringlicher, während der Greenback differenzierter klingt. Allerdings ist der Creamback auch ein wenig lauter, was den Eindruck natürlich wesentlich beeinflusst. Die Entscheidung ist ja wie bei Lautsprechern üblich - nicht endgültig.
 
In Anlehnung an meinen ersten G12M-25 Greenback von 1997, welcher mir immer wieder angenehm ist - und einer gewissen Affinität für 'Made in England' - beschaffte ich einen neuen Greenback Heritage G12H-55 mit 30 W Belastbarkeit und der niedrigeren Resonanz-Frequenz von 55 Hz. Diesen gibt es ja auch mit 75 Hz Resonanz. Schon in der Test-Umgebung zu Hause gefällt mir der Sound bestens an einem Hughes & Kettner GrandMeister 36 Verstärker. Als Referenz benutze ich zu Hause ja den alten Greenback. Nach ein paar Wochen Einspielzeit nehme ich den 'Heritage' mit zum Übungsraum , wo er im Vergleich zu dem neuen 'Made in China' - Greenback gespielt wird. Mittlerweile wurde der Heritage schon ein paar Monate benutzt und war auch schon bei zwei Auftritten als einzelner Lautsprecher an einem Hughes & Kettner 'GrandMeister Deluxe 40' dabei. Mein aktuelles High-Light.
 
Es gibt ja jetzt auch eine Neuauflage des alten Greenback G12M von 1960 Made in England - angeblich nach wieder gefundenen Unterlagen mit alter Herstellung-Technik reproduziert . . . 

  Neugierig geworden einfach mal bestellt und gleich zum Übungsraum mitgenommen und das  TM112-2  Gehäuse eingesetzt, in dem der 'China-Greenback' drin war. Der  G12H 55  ist ja der letzte aktuelle Favorit in der  TM112-1  und steht jetzt zum  Vergleich  zum neuen G12M Made in England  daneben.  Es kann zwischen beiden umgeschaltet werden
Es fällt sofort auf, das der G12M heller, differenzierter klingt , weniger Mitten betont. Ab sofort wird er hauptsächlich benutzt - muss ja erstmal in Bewegung kommen. 
 
Nun ist wieder einige Zeit vergangen : Der G12M Greenback  Made in England  ist jetzt zu Hause  in der  TM112-2  aktiv, der  97er Greenback  ist in der TM112-1  im Proberaum.
Diese zwei sind gerade meine Favoriten . . . bis zum nächsten  Chassis-Test . . .

 
Stand : 02.06.24